Wood Stop am Pälzer Keschdeweg

Interdisziplinäres Projektteam realisiert moderne Wetterschutzhütte aus Edelkastanienholz.
Das Tragwerk des "Wood Stop" aus Pfälzer Edelkastanie wurde in Weilerbach abgebunden (Foto: Landesforsten.RLP.de / Gregor Seitz)

Die Edelkastanie (Castanea sativa) prägt den landschaftlich reizvollen Übergang der Weinlandschaft zu den Wäldern entlang des Haardtrandes. In der Region wird die Edelkastanie, in der Bevölkerung als „Keschde“ bekannt, vor allem durch ihre Früchte und die Bienenweide (Honig) wahrgenommen. Im Zuständigkeitsbereich des Forstamts Annweiler wird jetzt einen weiteren Baustein in Holz verwirklicht, um eine umfassende Würdigung dieser Baumart zu komplettieren. Direkt am „Pälzer Keschdeweg“, an der markanten Wegespinne „Am Zollstock“ zwischen Hohenberg und Föhrlenberg, wurde eine alte und baufällige Wetterschutzhütte durch ein zeitgenössisches und innovatives Bauwerk mit Edelkastanienhölzern ersetzt. Die Dacheindeckung erfolgt durch Holzschindeln, ebenfalls von der Edelkastanie. Die feierliche Übergabe des „Wood Stop“ an die Bevölkerung ist für den 30. Oktober geplant. Zu dem Festakt hat Herr Staatssekretär Dr. Manz aus dem rheinland-pfälzischen Umweltministerium seine Teilnahme zugesagt.

Der in mehrfacher Hinsicht besondere Entwurf für den Wood Stop stammt von dem ehemaligen Kaiserslauterer Junior-Professor Dr. Christopher Robeller, der heute in Bremen lehrt. Der Einschnitt der benötigten Kanthölzer erfolgte durch ein mobiles Sägewerk direkt im Wald. Das benötigte Stammholz dafür kam aus den imposanten Edelkastanien-Wäldern des Forstamts Annweiler. Die Holz-Rohlinge wurden danach bei der Firma CL Tech im nordpfälzischen Weilerbach in einer computergesteuerten Abbundanlage in Form gebracht. Das hochmoderne Holzbau-Unternehmen fügt den Wood Stop im Werk zusammen und transportiert ihn danach in großen Teilstücken in den Annweilerer Wald. Vor Ort erhält das Maßwerk, das in einem sehr materialsparenden Konzept nach Zollinger konstruiert wurde, eine Dacheindeckung mit Holzschindeln. Damit will man bewusst einen Bezug zu mehreren alten Handwerkstechniken herstellen, die ehemals auch im Pfälzerwald verbreitet waren.
Das Modellprojekt Wood Stop konnte durch die fachliche Begleitung des Holzbauclusters Rheinland-Pfalz sowie der operativen Unterstützung des Forstamts Annweiler und des Hauses der Nachhaltigkeit realisiert werden.

Hintergrundinformation Zollinger-Konstruktionen
Zollingerdächer, wie im Fall des Wood Stops umgesetzt, sind ressourceneffizient, denn sie kommen mit bis zu 40% weniger Material aus. Der Einsatz von kurzen Bauteilen, die zusammengesteckt werden, ermöglicht insbesondere für Laubbäume neue Einsatzbereiche, da sie von Natur aus weniger gerade sind als die üblicherweise bei Holzkonstruktionen eingesetzten Nadelhölzer. Kurze Länge ermöglichen außerdem gewagtere Entwürfe und komplexere Formen. Zudem sind Schwalbenschwanz-Verbindungen mit dem härteren Laubholz sehr stabil und selbsttragend. Gegenüber der üblichen Konstruktion in einer Ebene kommt es bei gekrümmten Bauformen zu komplizierteren Anstellwinkeln. Diese lassen sich rechnergestützt entwickeln, was durch das Know-how von Professor Robeller und der Firma CL Tech möglich ist. Schwalbenschwanz-Verbindungen kommen darüber hinaus vollständig ohne metallene Hilfsmittel aus. Sie werden deshalb gerne im sichtbaren Bereich von Decken verwendet, da sie verdeckt und aufgrund ihrer vorgegebenen Position schnell zu montieren sind. Der Wood Stop bietet für all diese Aspekte ein ideales und in dieser Kombination bisher noch nicht realisiertes Anschauungsobjekt.

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