Fern-Sehen im Pfälzerwald
Am 29. August 2012 wird auf der Kalmit bei Maikammer die erste Sichtweitenmessstation Deutschlands mit einem Messbereich bis 390 km in Betrieb genommen. Alle fünf Minuten steht dann ein Messwert bereit, der im Internet unter der Adresse www.fernsehen-pfalz.de veröffentlicht wird. Dort kann man auch Einzelheiten zur Projektidee, der eingesetzten Messtechnik sowie Tipps für geeignete Fern-Seh-Orte im Pfälzerwald erfahren. Als spezieller Service wird Interessenten die Möglichkeit geboten, sich beim Auftreten einer persönlichen Wunschsichtweite mittels E Mail oder SMS alarmieren zu lassen. Insbesondere das Eintreffen exzellenter Fernsicht muss künftig nicht mehr unbemerkt verstreichen! „Fern-Sehen im Pfälzerwald" ist ein Projekt von Prof. Winfried Lang, Haßloch/Pfalz, das in Kooperation mit dem zu Landesforsten Rheinland-Pfalz gehörenden Haus der Nachhaltigkeit, Johanniskreuz, realisiert wurde.
Schon seit Beginn der touristischen Erschließung des Pfälzerwaldes wurde dem Wunsch, in die Ferne zu schauen, große Beachtung geschenkt. Davon zeugen viele Aussichtstürme, zugängliche Burgen und Felsen, die in keiner Wanderkarte fehlenden Symbole "Schöne Aussicht" und, nicht zuletzt, schwärmerische Reiseberichte. Der Hinweis auf mögliche Fernsicht garantiert aber noch lange nicht, dass sich das erhoffte Erlebnis zum Besuchszeitpunkt auch wirklich einstellt – in der Vergangenheit musste man dies mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Typische Schwierigkeiten sind, dass die Sichtverhältnisse zuhause nicht selten von der herrschenden Sichtweite am Zielort abweichen und die besonders interessanten, außerordentlich guten Sichtverhältnisse in der Regel nicht lange andauern. Die Wahrscheinlichkeit, in den Genuss einer schönen Aussicht zu kommen, wurde jetzt deutlich verbessert: eine Messstation auf der Kalmit, dem höchsten Berg des Pfälzerwaldes bei Maikammer, hat die Aufgabe, das Sichtklima im Biosphärenreservat zu erfassen und, als gerne gewährten Nebeneffekt, Fernsichtliebhaber durch Informationen darüber zu unterstützen. Dank moderner Informationstechnik hat nun jeder die Chance, sich über einen gewissen Zeitraum vom Eintreffen seiner Wunschsichtweite per E Mail oder SMS benachrichtigen zu lassen. Es genügt eine Anmeldung über die Website www.fernsehen-pfalz.de, und schon ist ein Ausflug zum "Fern-Sehen" im Pfälzerwald planbar!
Neben der Verfolgung allgemein wissenschaftlicher Interessen hat Landesforsten die touristische Nutzbarmachung der Messdaten von Anbeginn unterstützt. Schließlich stellen aerosolarme Luftverhältnisse eine Voraussetzung für gute Fernsicht dar, wozu die Filterwirkung von Bäumen, insbesondere in großen, geschlossenen Waldgebieten, einen nicht zu unterschätzenden Beitrag leistet. Als Aerosole werden fein verteilte, in der Luft schwebende feste oder flüssige Teilchen bezeichnet, die durch die raue, große Blatt- und Nadeloberfläche der Bäume sozusagen aus der Luft herausgekämmt werden. Mit dem Projekt "Fern-Sehen" kann diese luftreinigende Wirkung des Waldes nun für jeden "augenfällig" verdeutlicht werden. Außerdem bietet das Projekt einen innovativen Ansatz zur Besucherlenkung, so dass bei geeigneter Auslegung entlastende Wirkungen erreichbar sind. Nicht zuletzt ist das Engagement für das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen ein wichtiges Anliegen von Landesforsten, zumal in UNESCO-Schutzgebieten alle Betroffenen aufgefordert sind, sich an einer nachhaltigen Regionalentwicklung zu beteiligen und beispielhafte Vorhaben anzustoßen und zu erproben.
"Fern-Sehen im Pfälzerwald" konnte durch die freundliche Unterstützung der Paul & Yvonne Gillet-Stiftung, der haardtware GbR und der Verbandsgemeinde Weilerbach (Zero Emission Village) realisiert werden.
Fakten und Chronik des Projekts
· Prof. Winfried Lang lehrt im Studiengang Elektrotechnik an der Dualen Hochschule in Mannheim
· das Thema Sichtweite wird von ihm nachdrücklich seit 1997 verfolgt, im Jahr 2000 veröffentlicht er den Aufsatz "Die Alpensicht von der Kalmit in alter und neuer Bewertung" im Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland Pfalz
· mit dem Jahr 2001 beginnen seine Entwicklungsarbeiten für eine Sichtweitenmessstation
· im Jahr 2002 entwirft er für den Luitpoldturm zwölf Zielplaketten und baut sie in die Brüstung der Aussichtsplattform ein
· ab 2004 werden die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Sichtweitenmessung finanziell unterstützt durch die Paul und Yvonne Gillet-Stiftung, Edesheim
· im Jahr 2006 liefert er die Einmessung und das Konzept zum "Eulenbis-Belvedere" in der Verbandsgemeinde Weilerbach. Diese revanchiert sich mit einem Zuschuss zu seinem Forschungsprojekt Sichtweitenmessung
· das hundertjährige Jubiläum des Luitpoldturms am 26.9.2009 würdigt er mit seinem Buch "Herausragend im Pfälzerwald: Der Luitpoldturm und sein Panorama"
· nach informellen Gesprächen 2003 und 2005 kommt es Ende 2009 zur Übereinkunft mit Landesforsten Rheinland-Pfalz/Haus der Nachhaltigkeit, das Projekt "Fern-Sehen im Pfälzerwald" in gegenseitiger Unterstützung zu realisieren
· im August 2011 wird die von der Paul und Yvonne Gillet-Stiftung bezahlte Messstation von Prof. Lang in den Kalmitturm eingebaut. Die Betriebskosten sponsort dank der Vermittlung von Landesforsten die Firma haardtware GbR, Herxheim
· im dritten Quartal 2012 ergänzt Prof. Lang die Arbeiten an der Messstation um ein elaboriertes Verfahren zur Alarmierung registrierter Benutzer bei Eintreffen ihrer Wunschsichtweite
· den Netzauftritt www.fernsehen-pfalz.de des Hauses der Nachhaltigkeit unterstützt er mit Fotos, Beiträgen, Vorlagen und Gestaltungsvorschlägen, insbesondere den Sinnbildern für die Sichtweitenstufen (aus sogenannten "Smileys" abgeleitet), sowie die Ausarbeitung der Rubriken "Messtechnik" und "Noch Fragen?"